5 Fragen an Thomas Gurtner

1. Warum bist du der SP beigetreten?

Ich lebe noch nicht lange in der Schweiz. Ich bin zwar hier geboren, habe aber fast mein ganzes Leben im Ausland verbracht, zuerst als IKRK-Delegierter und Koordinator für humanitäre Aktionen der UNO und später für die Rotkreuzbewegung. Nach der Pensionierung wollte ich mich weiter engagieren. Ausschlaggebend für den Beitritt war jedoch die Menschlichkeit, die Mattea Meyer und Cédric Wermuth immer wieder zeigen. Dass sie die Würde des Individuums ins Zentrum setzen und man den Menschen sieht. Auch dass die Partei von jungen Leuten geführt wird, gefällt mir gut. Gleichzeitig sind auch viele Ältere dabei. Das diverse Publikum, viele Migrant:innen, das Polyvalente – das alles spricht mich an.

2. Möchtest du dich in der Partei einbringen?

In der Politik sehe ich mich eher als Supporter und verteile Flyer oder helfe bei Standaktionen mit. Meine Fachkompetenz würde ich gerne einbringen, doch bis jetzt fehlte mir auch die Zeit für ein entsprechendes Engagement. Ich hatte noch bis Ende Juni ein Mandat des Roten Kreuzes in Palästina.

3. Was hast du in Palästina gemacht?

Ich war als Sonderbeauftragter zur Unterstützung des palästinensischen Roten Halbmonds im Westjordanland, in Beirut und Kairo tätig. Nach Gaza konnte ich nicht reisen. Wichtig war die moralische Unterstützung der Menschen. Der Rote Halbmond hat im Gazastreifen Dutzende von Freiwilligen, Mitarbeitern und Ambulanzfahrern verloren. Die Medien berichten, wenn internationale Helfer im Dienst umkommen. Wenn beim Roten Kreuz lokale Mitarbeiter sterben, erfahren wir hier nichts. Viele Menschen in Palästina stecken ein einer verständlichen No-Future-Verzweiflung. Hier kommt die Rothalbmond-Bewegung ins Spiel und bietet Unterstützung an, damit die Weichen für den Wiederaufbau gestellt werden können.

4. Hast du Hoffnung auf Frieden?

Es braucht eine politische Lösung. Die ist fernab. Ich will nicht polemisieren, aber weder die israelische Führung noch die Hamas scheinen ein grosses Interesse daran zu haben. Um es mit dem amerikanischen Senator Charles Schumer zu sagen: «So lange Benjamin Netanyahu da ist, wird es keinen Frieden geben.» Aber es braucht viel mehr als einen neuen Premierminister. Auf der einen Seite sind die Palästinenser total traumatisiert. Und auf der israelischen Seite gibt es eine enorme Verhärtung der Fronten. Eine offene Opposition zum Krieg ist in Israel sehr schwierig geworden.

5. Konntest du etwas bewirken?

Der Einsatz war extrem herausfordernd, doch vielleicht konnten wir den einen oder anderen kleinen Unterschied machen, indem wir dem Präsidenten des Palästinensischen Roten Halbmonds und seinen Generaldirektoren mit Rat und Tat beigestanden sind.