Der Alltag im Kantonsspital kommt als Actionfilm daher: Das Publikum verbringt mit Pflegefachfrau Floria Lind einen Tag auf einer chirurgischen Station – und erlebt dabei, wie die Pflegerin von einer Patient:in zur nächsten hetzt, mit Hingabe und Professionalität ihr Bestes gibt, und doch weder den eigenen Ansprüchen noch jenen der Patient:innen gerecht werden kann. Wir sind dabei, wenn Floria Lind in einem Kraftakt einen Patienten umlagert, einer Krebskranken eine Infusion legt oder eine verstorbene Patientin in den Kühlraum schiebt – alles in rasanter Abfolge, packend und emotional.
Wer im Kinosaal sitzt und nicht vom Fach ist, fragt sich unweigerlich: Entspricht das der Realität, ist das der ganz normale Wahnsinn? «Der Film zeigt den Alltag ungeschönt», sagt die Solothurner SP-Nationalrätin Farah Rumy, die seit 17 Jahren in der Pflege arbeitet und auch an der Berufsschule unterrichtet. «Die massive Arbeitsbelastung und der akute Personalmangel sind das direkte Ergebnis jahrelanger politischer Vernachlässigung.» Kein Wunder steigen viele aus dem Beruf aus, weil die Belastung zu hoch ist. «Es braucht jetzt Massnahmen, um die Arbeitsbedingungen nachhaltig zu verbessern – alles andere gefährdet die Versorgungssicherheit und letztlich das gesamte Gesundheitssystem.»
Aktuelle Forderungen aus der Pflegeinitiative
Hat sich denn seit der Annahme der Pflegeinitiative im Jahr 2021 nichts getan? Der Bundesrat beschloss, die Initiative in zwei Etappen umzusetzen. Die erste umfasste eine Ausbildungsoffensive und trat 2024 in Kraft. Die Auswirkungen werden sich erst später zeigen. Schon heute ist klar: Bis zum Jahr 2030 werden in der Schweiz rund 30 000 Pflegefachleute fehlen.
Die zweite Etappe der Pflegeinitiative wird voraussichtlich im Frühsommer vom Bundesrat verabschiedet und geht dann in die Kommissionen und ins Parlament. «Der Film zeigt eindrücklich, wofür wir in der Politik sorgen müssen: Dass genügend Personal da ist», sagt Barbara Gysi, SP-Nationalrätin und Präsidentin der Gesundheitskommission. «In der zweiten Etappe braucht es zwingend Vorgaben, um solche Belastungsspitzen zu verhindern. Dazu gehören Regelungen zur bedarfsgerechten Personaldotation.»
Denn für die Genesung von Patient:innen, das wird im Film klar, ist eine gute Pflege unabdingbar. Nicht nur die Infusion, sondern auch das aufmunternde Wort und der Austausch unter Pflegefachleuten müssen ihren Platz im Alltag haben, wenn Patient:innen rasch wieder gesund werden sollen.
«Die Heldin» von Petra Volpe mit einer fantastischen Leonie Benesch in der Hauptrolle ist zurzeit in den Deutschschweizer Kinos zu sehen.