Warum wir, SP Frauen, auf unserem Widerstand gegen die Erhöhung des Rentenalters für Frauen beharren

Nach der Beratung des Ständerats, die soeben zu Ende gegangen ist, ist die Altersreform insofern zu begrüssen, als die die Renten langfristig sichern will. Allerdings muss am Ende auch die Bilanz positiv sein, und zwar auf einer allgemeinen wie auf einer individuellen Ebene. Heute ist das nicht der Fall. Darum halten sich die SP Frauen alle Optionen offen, um die Reform, die 2016 in den Nationalrat kommt, noch zu verbessern.

Der Ständerat hat entschieden: In Zukunft sollen die Frauen ein Jahr länger arbeiten. Das heute frühere Rentenalter für Frauen wird oft als «geschlechtsabhängiges Privileg» dargestellt, das die Reform nun korrigieren wolle. Doch eine solche Erklärung blendet die Diskriminierungen aus, denen Frauen heute im Berufsleben noch immer ausgesetzt sind: Lohnungleichheit, Untervertretung in Kaderpositionen und Übervertretung in Tieflohnbranchen, Teilzeitarbeit oder Karriereunterbruch, um sich um Kinder und Angehörige zu kümmern. Diese Diskriminierungen, unter denen die Frauen Zeit ihres Berufslebens leiden, haben grosse negative Auswirkungen auf ihre individuelle Altersvorsorge. Deshalb ist es aus Sicht der Gleichstellung wichtig, dass bei der Umsetzung der Reform auf die bestehenden wirtschaftlichen Ungleichheiten Rücksicht genommen wird, um sie nicht noch weiter zu verstärken.

 

Es geht den SP-Frauen keineswegs darum, sich konsequent jeder Diskussion zu verweigern. Denn das Projekt sieht insgesamt historisch einmalige Verbesserungen vor (verstärkte Finanzierung, Verbesserung der AHV-Renten insbesondere für tiefe Renten, höhere Plafonierung der Ehepaarrenten, Erhaltung der Witwenrenten usw.), von denen insbesondere die Frauen profitieren werden. Dennoch müssen die bestehenden strukturellen Ungleichgewichte, deren Auswirkungen bis ins Rentenalter spürbar sind, zwingend berücksichtigt werden. Es braucht konkrete Massnahmen, in erster Linie bei der Verteilung der Ressourcen (Massnahmen für Lohngleichheit, Aufwertung der sogenannt weiblichen Berufe, Anerkennung der Care-Arbeit) und bei der Verbindung von Familien- und Berufsleben, bevor ein Projekt umgesetzt wird, dessen Finanzierung einseitig zu Lasten der Frauen erfolgen soll.

 

Heute, nach diesem wichtigen ersten Schritt im Parlament und unter Berücksichtigung der Argumente beider Seiten fordern die SP-Frauen dass die Stimmen, die sich heute im Namen der Gleichberechtigung von Männern und Frauen für eine Erhöhung des Frauenrentenalters einsetzen, sich an ihre guten Vorsätze erinnern, wenn es darum gehen wird, über andere Massnahmen zu Gunsten der Gleichberechtigung zu befinden! Die Reform «Altersvorsorge 2020» wird an der Urne nur eine Chance haben, wenn ihre Schlussbilanz für die Frauen positiv ist!